Um die Binnenschifffahrt konkurrenzfähig zu halten, werden neue Wege gesucht, um ihre Effizienz zu erhöhen, die Emissionen zu senken und den Personalbedarf zu reduzieren, denn der Nachwuchs an ausgebildeten Binnenschiffern ist in Deutschland rar.
In einem Verbundprojekt, das im Juni 2020 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bewilligt wurde, untersucht die in-innovative-navigation GmbH mit einer ganzen Reihe von Partnern die Möglichkeiten des koordinierten, ferngesteuerten Fahrens von Binnenschiffen.
Die Bedien- und Anzeigemöglichkeiten zur Steuerung eines Binnenschiffs sind in einem Fernsteuerstand an Land zu realisieren. Durch eine entsprechende Ausstattung des Schiffs mit Sensorik gilt es zu erreichen, dass auch im Fernsteuerstand alle notwendigen Informationen über das Schiff und seine Umgebung zur Verfügung stehen. Ferner müssen die Ruder, der Antrieb und die übrigen Steuerungseinrichtungen sowie die Signalisierungs- und Kommunikations-einrichtungen fernbedienbar werden. Die sichere Datenübertragung zur Fernsteuerstelle an Land ist dabei ein wichtiger Punkt. Der Schiffsführer im Fernsteuerstand wird bei seinen Aufgaben durch Assistenzfunktionen entlastet. So reduziert eine automatische Bahnführung die Häufigkeit der Steuereingriffe signifikant. Eine Kollisionswarnung warnt ihn rechtzeitig vor gefährlichen Situationen.
Als zusätzliches Element wird eine Leitstelle für den Verkehr auf der Wasserstraße verwirklicht. Am Leitstand hat man den gesamten Verkehr auf der Wasserstraße und deren Umgebung im Blick. Der gegenseitige Austausch von Informationen zwischen Fernsteuerstand, z.B. mit der aktuellen Bahnvorgabe des ferngesteuerten Schiffs, der Leitstelle mit der globalen Verkehrslage und ihrer Prädiktion, ermöglicht über die Fernsteuerung eines Schiffes hinaus eine umfassende digitale Vernetzung der Verkehrsteilnehmer auf der Wasserstraße.
Die in – innovative navigation GmbH (IN) als Spezialist für Navigation und Verkehrsüberwachung engagiert sich bei der Erfassung und Anzeige der bordseitigen Sensorik, insbesondere des Radars. Daneben ist der Aufbau der Leitstelle mit dem Leitstand ein Schwerpunkt der Arbeiten der IN in diesem Projekt.
Für die Erprobung der neuen Funktionen soll ein reales Binnenschiff entsprechend ausgerüstet werden und im Testfeld für autonome Binnenschiffe am Dortmund-Ems-Kanal erprobt werden. Für Tests im Vorfeld wird ein digitaler Zwilling des Schiffs implementiert, mit dem die Fahrt des ferngesteuerten Schiffs simuliert werden kann. Für die Umsetzung von Fernsteuerstand, Leitstand und Leitstelle steht das neue Versuchs- und Leitungszentrum autonome Binnenschifffahrt (VeLaBi) bei der DST zur Verfügung.
An dem Projekt sind neben der in – innovative navigation GmbH (IN) folgende Partner beteiligt: das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. (DST), die Argonics GmbH, das Ingenieurbüro Kauppert, die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), die Universität Duisburg-Essen mit 3 Instituten (ISMT – Institut für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsysteme, SRS – Lehrstuhl Steuerung, Regelung und Systemdynamik, IMECH – Lehrstuhl für Mechatronik und Systemdynamik), sowie die RWTH Aachen mit dem Institut für Regelungstechnik (IRT).